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Warum ein ATEX-zertifizierter Sensor allein nicht reicht – die Rolle der Messelektronik in explosionsgefährdeten Bereichen

Ob Temperatur, Druck, Füllstand oder Durchfluss – Messwertaufnehmer in ATEX-Zonen müssen sicher sein. Doch viele vergessen dabei einen kritischen Punkt: Nicht nur der Sensor im Ex-Bereich, sondern auch die angeschlossene Messelektronik außerhalb der Zone muss ATEX-konform sein.

ATEX-konforme Sensorik: Mehr als nur der Messfühler

Wer in Zone 1 oder Zone 2 misst, denkt oft zuerst an den eigentlichen Sensor. Ein Temperaturfühler mit Ex-Kennzeichnung? Check. Ein Drucktransmitter mit ATEX-Zulassung? Passt. Doch was passiert mit dem Signal danach?

Die Realität ist: Der Sensor ist nur die halbe Miete. Er sendet Signale über Kabel an Auswerteeinheiten, Steuerungen oder Prozessleitsysteme – und genau dort liegt die häufig unterschätzte Gefahrenquelle.

Energieübertragung in den Ex-Bereich – das unterschätzte Risiko

Auch wenn die Messelektronik außerhalb des Ex-Bereichs installiert ist, überträgt sie Energie in den gefährdeten Bereich – über die Signal- oder Versorgungskabel. Im Normalbetrieb unproblematisch, kann ein Fehlerfall (z. B. Kurzschluss oder Defekt) dazu führen, dass gefährlich hohe Energie in Zone 1 oder 2 gelangt. Das kann zur Zündung einer explosionsfähigen Atmosphäre führen.

Deshalb fordert die ATEX-Richtlinie: Auch außerhalb installierte Geräte müssen sicher gestaltet sein, wenn sie mit Geräten im Ex-Bereich verbunden sind.

Beispiel: Temperaturfühler in Zone 1

Ein typischer Fall:

  • Ein Pt100-Fühler mit Ex ia-Zulassung misst die Temperatur in einem Rohr.
  • Das Kabel führt zur Messelektronik im Schaltschrank, außerhalb der ATEX-Zone.
  • Ohne eigensichere Trennung kann diese Elektronik im Fehlerfall gefährliche Spannung in den Ex-Bereich leiten.

Die Lösung: Einsatz einer Zenerbarriere oder eines galvanisch getrennten Trennverstärkers mit ATEX-Zertifizierung.

Die richtige Lösung: Eigensichere Stromkreise (Ex i)

Die sicherste Variante für Messsysteme in Zone 1 oder 2 ist das Konzept der Eigensicherheit (Ex i). Hier wird die Energie, die in den Ex-Bereich gelangt, so stark begrenzt, dass auch im Fehlerfall keine Zündung möglich ist.

Dazu gehört:

  • Ein Sensor mit Ex i-Zulassung (z. B. Ex ia IIC T4)
  • Eine Barriere oder ein Trennverstärker mit ATEX-Zertifikat
  • Eine Messelektronik, die für eigensichere Stromkreise geeignet ist

Nur wenn alle Komponenten zusammenspielen, ist das System wirklich sicher – und normgerecht.

Fazit: ATEX-Sicherheit denkt in Systemen – nicht in Einzelteilen

Ein einzelner ATEX-zertifizierter Sensor reicht nicht aus. Erst die komplette Betrachtung der Messkette – vom Sensor über die Signalübertragung bis zur Auswertung – stellt die Sicherheit in explosionsgefährdeten Bereichen sicher. Egal ob Temperatur, Druck oder Füllstand: Auch die Messelektronik muss ATEX-konform oder über eigensichere Schnittstellen angebunden sein.

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